Gedanken zu Maybritt Illner´s Sendung zu Ägypten

Ein ganz großes Lob an Hamel Abdel-Samad. Mit Bravour hat er sein Land und die Hintergründe des derzeitigen Geschehens in Ägypten in der Sendung dargestellt. Er hat, den ständigen Unterbrechungen und abfälligen Bemerkungen von Herrn Scholl-Latour zum Trotz, dargestellt, dass Ägypten am Anfang eines langen Demokratisierungsprozesses ist. Die Fehler des ersten Fehlstarts dürfen nicht wiederholt werden und eine richtige Parteienlandschaft muss sich erst entwickeln können. Auch vertrat er die Meinung, dass eine Regierung in Ägypten von jeglicher Religion losgelöst sein muss, da Demokratie keine Gottesregierung ist sondern eine Regierung aus der Meinungsbildung der Menschen. Ein Gedanke, der viel Beifall bekam und mir sehr gut gefiel.

Der anscheinend senile Herr Scholl-Latour, der längst nicht mehr auf dem Stand der Zeit ist, hat sich mit seinen Aussagen nur lächerlich gemacht. Wer den Iran als einzigste noch intakte Demokratie bezeichnet, den kann man nicht mehr Ernst nehmen.

Auch Herr Mazen Okasha hat sich durch mehr oder weniger sinnentleerte Kommentare zu Wort gemeldet. Wirkliche Argumente konnte er den Ausführungen von Hamed Abdel-Samad nicht entgegenstellen. Zum Glück würde dieser Wichtigtuer, der sich redlich müht seinem Land in der Weltöffentlichkeit durch Falschdarstellungen zu schaden, kaltgestellt.

Herr Mißfelder von der CDU gab in seinen Beiträgen zu, dass Deutschland aus rein wirtschaftlichen Interessen in Ägypten agiert. Unverständlich ist für mich jedoch, warum sich die deutsche Politik, die selber mit der Amtsführung von Präsident Mursi nicht einverstanden war, sich nun so auf seine Seite stellt. Auch die von Herrn Mißfelder dargestellte Polarisierung von zwei Verhandlungspartnern, nämlich Militär und Muslimbrüder ist eine völlig unkorrekte Vereinfachung. Es gibt doch wesentlich mehr Gruppierungen in Ägypten, die an einem Demokratisierungsprozess zu beteiligen sind. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass nicht alle Muslimbrüder Terorristen sind, sonder nur ein keliner militanter Flügel, der hier durch unsere Politik viel zu sehr aufgewertet wird und garantiert kein Verhandlungspartner ist. Das Militär ist meiner Meinung nach nur der Garant dafür, dass Ägypten nicht hoffnungslos mit Terror überzogen wird und das Blutbad noch schlimmere Ausmaße annimmt.

Ach ja und dann war da noch Frau Lubna Azzam.....nur der Vollständigkeit halber. Was sie sagte blieb nicht in meinem Gedächtnis.

Dank Hamel Abdel-Samad.  war die Sendung für die ägyptische Sache keine schlechte Sendung, trotz versuchter negativer Emotionen.

Wenn Frau Illner sagt, wie man sich denn fühlen würde, wenn man gemütlich seinen Drink schlürfen würde, während um die Ecke Leute sterben, ist das schon starke Polemik. Erstens ist das um die Ecke mal eben 500 Kilometer weg und  für mich ist es genauso schlimm ob ich mein Bier in Hurghada oder bei mir auf dem Balkon trinke. Jeder Mensch der Gewalt zum Opfer fällt ist einer zuviel. Nur ob ich, Menschen auch noch die Existenzgrundlage entziehen muss, in dem ich seine Dienstleistung nicht mehr annehme, ist für mich die moralisch schwerwiegendere Frage.

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